blind vertrauen und stumm bleiben
Liebe Leser, dies ist eine wahre Geschichte, die Menschen mit und ohne Behinderung vor Leichtgläubigkeit gegenüber anderen Menschen schützen soll. Ich möchte euch mit diesem Buch sagen: „Vertraut keinem Menschen blind, ohne ihn zu hinterfragen!Werdet euch bewusst, dass die Familie nicht ersetzbar ist!“Mir ist es ein Bedürfnis, die Botschaft an alle weiter zu geben: „Bleibt nicht stumm und lebt das Leben!!!“
Ich, Nele März, werde jetzt von der Geschichte meines Lebens berichten und versichere, dass ich sie mir nicht ausgedacht habe.
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Der Anfang und die Reise
Ich bin zwölf Jahre alt gewesen, als ich Frau S. O. und ihren Verein "Fortschritte e.V." kennen gelernt habe. Damals bin ich zum ersten Mal mit auf eine Osterferienreise nach Mirow gefahren. Dieser Ort liegt in Mecklenburg-Vorpommern an der Mecklenburgischen Seenplatte. |
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"Erwachsen" werden
Da ich die zehnte Klasse in zwei Jahren absolviert habe, bin ich zweimal auf Klassenabschlussfahrt gewesen. Auf der ersten Fahrt nach Kopenhagen, diese Stadt liegt in Dänemark, begleitete mich Frau S.O. als zweite Assistentin. Am Anfang freute ich mich, dass Frau Silke H. und Frau S.O. meine Assistenz zusammen übernehmen. Aber die Freunde löste sich schnell in Luft auf, weil sie sich darüber stritten, wie mich Frau Silke H., nach der Meinung von Frau S.O., anzufassen hätte. Frau S.O. gab gegenüber von Frau Silke H. an, dass sie sich besser mit den ganzen Griffen und der Pflege bei mir auskenne, da sie schließlich schon seit dreißig Jahren im Behindertenbereich tätig war. Für mich war es keine einfache Situation, da ich die Hilfe in Anspruch nehmen musste. |
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Berlin
Während meiner Abwesenheit hat Frau S.O. es sich zur Aufgabe gemacht mir beim auf und Ausbau meiner neuen Lebensperspektive helfen zu, wollen zumindest dachte es damals noch. Kaum bin ich in meiner „Wahlheimat“ eingekehrt sollte ich mich aber damit abfinden das es nicht so sein wird. Meine Freude auf ein selbstständiges Leben in Berlin war sehr groß und ich malte mir im Kopf ein Bild. Meine Freude auf ein selbstständiges Leben in Berlin war sehr groß und ich malte mir im Kopf ein Bild von einem selbstbestimmten, menschlichen und eigenem Leben aus aber ich habe ein anderes zu sehen und zu spüren bekommen das sich jetzt begann zu entwickeln und ab hier immer weiter wachsen sollte. Wir sind also in Berlin eingetroffen und mein blind vertrauen wurde angefüttert. Der Abend meiner Ankunft in meiner „Wahlheimat“ ist für mich unvergesslich geblieben. Ich wurde von Frau S.O. und Herrn M.B. in einen Kleinbus gesetzt und mein Gepäck wurde umgepackt dann, waren die Hilfsmittel auch verpackt und es ging los. Ich wusste nicht wo wir hinfahren ich fühlte das mein Körper sich sehr verspannte. Die Fahrt ging quer durch die Stadt ich schätzte nach ungefähr nach einer halben Stunde erreichten wir die Kurt-Exner-Str. 5 in Berlin- Friedrichshain. Bis heute ist dieser Abend in meinem Kopf eingebrannt ich weiß noch das Frau S.O. mit mir gemeckert als sie sah, dass ich zur Seite gefallen war. Mein Körper hat sich beim Aussteigen total verkrampft. Wir sind durch den Hintereingang gegangen der nur über eine Rampe zugänglich gewesen ist. Mit dem Fahrstuhl fuhren wir ins Erdgeschoss wo sich linker Hand die Wohnung befand die nur für drei Monate mein Zuhause sein sollte. Diese Lösung eine vorübergehende denen unsere eigentliche Wohnung befand sich noch im Bau. Als Frau S.O. die Tür aufschloss schaute ich in einen fast leeren Raum ich wusste für einen Moment nicht wie ich mich verhalten soll. Es fühlte sich so befremdlich an in einer fast leeren Wohnung zu stehen und sie als mein zu Hause ansehen zu können. Davon waren drei Jungs und zwanzig Mädchen. Meine Aufnahme an der Schule stellte für alle Beteiligten ein großes Experiment da, da ich die erste und einzige Rollstuhlfahrerin mit solch einem hohen Assistenzbedarf war. Die Schulleitung und das Kollegium berieten, in wieweit ich integriert werden kann, beziehungsweise was hierbei unterstützend wäre. Unter diesen Gesichtspunkten kam ich in die kleinste Klasse der FOS außerdem stand für Klausuren, längeren Aufgaben und Gruppenarbeiten ein extra Raum zur Verfügung. Ab Mitte Augst 2010 hieß es für mich jeden Tag um fünf aufstehen und meine Morgenpflege durchführen zu lassen. Diese umfasst Folgendes: Ich werde gewaschen, angezogen und mir wird das Frühstück gereicht, dann war es meistens schon kurz vor halbsieben Wenn meine Assistenzen kamen, fuhr ich zur Schule. Meine Mitschüler akzeptierten mich gleich und deshalb überlegte ich mir, Ihnen anzubieten, ihnen etwas über meine Behinderung und deren Auswirkungen zu berichten. Meine ganze Klasse zeigt sich sehr interessiert. Sie stellten mir Fragen, die wir in unserer ersten Pädagogikstunde besprechen durften. Bei dem Gespräch konnten wir alle unsere Unsicherheit ablegen. Die Fragen waren sehr vielseitig z.B. „Tut ein Spasmus weh?“ ,„Wie kommst du damit im Alltag klar? “ oder: „Nele kannst du Kinder bekommen?“ Diese Stunde ließ uns zusammenwachsen.
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